Samstag, 14. November 2015

Überwiegend langweilig



"Das Haus in den Wolken" von Judith Lennox, 565 Min. (gekürzte Lesung), 
Sprecherin: Doris Wolters, erschienen 2010


Inhaltbeschreibung:
Bei einer Autopanne begegnet der Frauenschwarm Richard der jungen Isabel, einer Frau aus eher kleinen Verhältnissen. Umso erstaunter ist der Gutsbesitzersohn, als sie ihn zurückweist. Dennoch verliebt er sich in sie – eine Liebe, die chancenlos scheint und trotzdem in eine Ehe mündet, die viele Stürme des Schicksals überdauern soll. Doch Isabel verpasst den Zeitpunkt, um ihrem Mann von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Denn es gibt ein Geheimnis, das sie und diejenigen, die sie am meisten liebt, eines Tages einholen wird … Mit feinem menschlichem Gespür erzählt Judith Lennox in ihrem mitreißenden Roman von Liebe, Loyalität und der Stärke einer Familie. (Quelle: Amazon)

Meinung:
Bei diesem Roman, spielend in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, war ich sehr versucht ihn in der ersten Hälfte abzubrechen. Es war nur eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger wichtigen Ereignissen. Spannung kam überhaupt nicht auf, auch die Personen blieben blass und machten keinerlei Entwicklung durch. Was sich dann auch übrigens bis zum Schluss nicht wirklich änderte. Durch Ausbruch des 2. Weltkriegs kam aber wenigstens so etwas wie eine Handlung zustande. Das Ende war dann wie erwartet eitel Sonnenschein und meine Enttäuschung über das (Hör-)Buch ungebrochen.
Reich heiratet arm, wie es in vielen Büchern vorkommt. Was mich aber hier so sehr gestört hat, war auch der Umstand, das es bei Richard und Isabell völlig in Ordnung war nicht standesgemäß zu heiraten. Bei ihren Kindern wurde es aber auf keinen Fall geduldet, denn das hieße die Familie Finborough gesellschaftlich zu ruinieren. Was ist denn das für eine Doppelmoral? Und das zieht sich durch das ganze Buch. Auch das die Finboroughs natürlich alle schön, intelligent und vom Glück verfolgt sind ist ja wohl klar, oder? Alle anderen verblassen daneben nur. In diesem Buch werden also so ziemlich alle Klischees bedient, die es über die „bessere“ englische Gesellschaft so gibt.

Das positive an dem Buch ist die schöne Sprache von Judith Lennox. Auch zum Ende hin wurde es noch hinlänglich interessant, als man über den Verbleib des Vaters von Ziehtochter Ruby, erfährt.

Nun zur Sprecherin Doris Wolters:
ihre Stimme passte zum Teil überhaupt nicht. Die weiblichen Figuren sprachen meist in einem dermaßen weinerlichen Ton, das ich am liebsten abgeschaltet hätte. Auch hat sie das Buch wohl vorher nicht gelesen und die Textstellen dahingehend auf die Gefühle des jeweiligen Protagonisten markiert. Der erste Teil eines Dialoges war dann oft unpassend, bis es dann zum Beispiel hieß „sagte Isabell heftig“, dann hat sie danach die Stimme erst angepasst.

Auch den Verlag muss ich leider rügen, denn zwischen den einzelnen Kapiteln, die immer wieder einem anderen Familienmitglied gewidmet waren, war keine erkennbare Pause. So meinte man oft noch, das Gesprochene betrifft z.B. Ruby, dabei ging es grad schon um Isabell. Man brauchte immer ein paar Sätze um das dann zu begreifen. Schade!

Fazit:
Wenn einen Klischees nicht stören und man nicht eine allzu tief gehende Story erwartet, so ist man mit diesem Roman gut bedient. Für alle, die mehr über die Personen erfahren wollen werden enttäuscht sein über die Oberflächlichkeit. Ein Roman über Haß, Trauer, Wut, Hoffnung, Liebe und Verlangen, den man aber wesentlich verbessern könnte.

Bewertung:

3,5 Sterne

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